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Lothar Klünner war einer der besten Nachdichter der Poesie von René Char, Paul Eluard, Guillaume Apollinaire u.a. französischer Dichter. Er war mit der Malerin Jeanne Mammen (1890–1976) , deren Nachlaß er lange betreute, befreundet.

Unter seinem Pseudonym Leo Kettler war er in den 50er Jahren Mitbegründer des ersten (West) Berliner Nachkriegskabaretts „Die Badewanne“ für das er sich als Songtexter und genialer Schüttelreimer betätigte: „…Immer mit zwei Musen/Busen im Bund/Mund“, „Verblüfft sich auf die Schenkel haut, wer die Bilanz von Henkel schaut“… „Wie hoch sie ohne jedes Zagen die Kurse von Mercedes jagen…“.

Über 20 Jahre schrieb er als Hausautor der Radiosender Rias und SFB Sendungen zu Themen wie: Glück ist…, Schmerz ist…, Neid ist… , für die er Zitate berühmter Philosophen der Weltliteratur bemühte. Es entstanden mehr als eintausend Sendungen. Vielleicht war Lothar gar der Erfinder des modernen Radiofeatures. Jedenfalls waren seine „Erklär-Sendungen“ legendär.

Wir lernten uns in den 80er Jahren kennen, als er regelmäßig bei unserer gemeinsamen Freundin, der Schriftstellerin Gisela Kraft, im Osten Berlins auftauchte.

Lothar, der Philosoph, Dichter, außergewöhnlich zuverlässige Freund, hat in den 90er Jahren einige Liedtexte für mich, auch- darauf bestand er – mit mir geschrieben. Um den 15. Oktober 2012 herum habe ich ihn im Krankenhaus besucht. Er war vollkommen klar im Kopf und freute sich über den mitgebrachten Kognac mehr als über die Blumen. Er nahm meine Hand, sah mich lange an und sagte: „Barbara, ich freue mich auf der Tod, mehr Leben als ich hatte geht nicht…“ Am 19.10. 2012 starb er. Leise, fast würdevoll.