Rückblicke

Jean Pacalet 1951-2011

 

Jean Pacalet 1951-2011

 

Liebe Freunde des Akkordeonisten Jean Pacalet,

der in der Nacht vom 6. zum 7.Juli 2011 im Berliner Hospiz Ricam verstarb.

Am 6.7.2011 trat eine Mitarbeiterin nach ihrem Urlaub wieder ihren ersten Nachtdienst an. Jean war für sie ein noch unbekannter „Neuzugang“, denn er wurde während ihrer Abwesenheit eingeliefert. Sie informierte sich über seine Situation. In seiner Krankenakte stand: „Achtung! Spricht kein Deutsch“ Die ausgebildete Palliativpflegerin war Österreicherin. Es war seit einigen Tagen klar, dass Jean in Kürze sterben würde. Und so blieb sie immer mal wieder an seinem Bett sitzen, wenn gerade nichts weiter zu tun war. Sie nahm Jeans Hände in die ihren und erzählte ihm in ihrem starken österreichischen Dialekt von ihrer Ferienreise in das Dorf ihrer Kindheit zu ihren Eltern. Der Sterbende war sehr unruhig, sie hatte Mühe, ihn im Bett zu halten. Und so begann sie – mehr aus Verzweiflung –  österreichische Volkslieder zu singen. Als ihr keines mehr einfiel, fing sie an zu jodeln. „Ganz leise, ganz sanft“ ergänzte sie, als sie mein entsetztes Gesicht sah. Sie wusste nicht, dass der Sterbende Musiker war (und dazu noch einer, der Jodeln nicht mochte…)  Sie sang noch immer, hielt Jeans Hände, als er bereits seinen letzten Atemzug gemacht hatte.

Wochen später traf ich mich mit der Pflegerin in einem Café in Berlin-Neukölln. Ich schenkte ihr eine CD von Jean und bat sie, mir einige der Lieder vorzusingen, die sie an seinem Sterbebett gesungen hatte.

Es waren kehlig vorgetragene Dialekt-Lieder, deren Texte nicht zu verstehen waren. So etwas lernt man ganz nebenbei, wenn man in Österreich auf dem Land aufwuchs. Worum geht es in den Liedern, frage ich.

Ooch, antwortete sie, um Liebe, Hochzeit, Feste, Ernte und um den Wein, darum, was der mit uns macht…. Schön dachte ich, das passt zu ihm.

 

Jean Pacalets bekannteste Komposition ist wohl: Paysage sur la mer

Hier in einer Fassung, in der Rüdiger Krause, git., Topo Gioia, perc.,  Bartek Mlejnek, b. mit dem  verstorbenen Jean Pacalet gemeinsam musizieren.

 

Chèr(e)s Ami(e)s de l’accordéoniste Jean Pacalet ,

décédé dans la nuit du 6 au 7 juillet 2011 à l’Hospice Ricam à Berlin.

Le 6 juillet 2011, une employée de l’Hospice Ricam venait faire son premier service de nuit après ses vacances. Jean était un inconnu pour elle, car il avait été admis pendant son absence. Elle se renseigna sur son état. Dans son dossier il était écrit: „ Attention, ne parle pas allemand.“ Cette infirmière en soins palliatifs était Autrichienne. Depuis quelques jours il était évident que Jean allait mourir  bientôt. Elle venait souvent s’assoir à son chevet, dès qu’elle n’avait pas d’autres tâches à accomplir. Elle prenait ses mains dans les siennes et lui raconta – avec son fort accent autrichien – le voyage dans le village de son enfance, auprès de ses parents. Le mourant était très agité ; elle avait du mal à le maintenir dans le lit. Alors elle commença, un peu par désespoir, à lui chanter des chansons populaires autrichiennes. Quand elle avait épuisé son répertoire, elle finit par jodler. „Tout doucement“ ajouta-t-elle, quand elle vit ma mine horrifiée. Elle ne savait ni que le mourant était musicien, ni qu’il détestait les jodler. Elle continua de chanter, tout en tenant les mains de Jean, même quand il avait poussé son dernier soupir.

Quelques semaines plus tard, je rencontra l’infirmière dans un café à Berlin-Neukölln. Je lui offris un CD de Jean et la pria de me chanter quelques unes des chansons qu’elle avait chanté pour lui avant sa mort.

C’étaient des chansons gutturales, dans un dialecte que je ne comprenais pas. C’est ce que l’on apprend en Autriche sans s’en rendre compte quand on grandit à la campagne.

Je demanda de quoi il était question dans ces chansons.

„Oh vous savez, il s’agit d’amour, de mariage, de fêtes, de récolte, du vin et de ce qu’il fait avec nous…“ Je me disais: c’est bien, cela lui va à merveille.

„Paysage sous la mer“ et probablement la composition la plus connue de Jean.

Vous trouvez ici une version où Rüdiger Krause, git., Topo Gioia, perc. et Bartek Mlejnek, b. jouent avec Jean Pacalet qui n’est pourtant plus à leurs côtés. Grâce à la technique c’est possible

Jean Pacalet zum Geburtstag 2020


 

Jean Pacalet zum Geburtstag 2020

 

Jean Pacalet

Jean Pacalet (Foto: G. Petit)

Am 10. März  2020 wäre der französische Akkordeonist und Komponist Jean Pacalet 69 Jahre geworden. Er starb 2011 in Berlin.

In memoriam – für die, die ihn und seine Musik mochten, hier ein Stück von seiner  Doppel CD „ 7×7“. Im Zyklus „Die sieben Zimmer“ hat Pacalet Charlie Chaplin ein Denkmal gesetzt.

Mit Genehmigung seiner Tochter Geraldine Chaplin hat Jean Pacalet ein Lied aus dem Film „Les temps modernes“ extrahiert, das von Charlie Chaplin gesungen wurde, sowie aus dem Film „Le Dictateure“ Chaplins Rede in seiner Rolle als Diktator auf englisch. Dieser Rede hat Jean Pacalet ein französisches Pendant aus seiner Feder hinzugefügt. Man hört also Chaplins und Pacalets  Stimmen, verwoben mit den musikalischen Kommentaren des Komponisten, eingespielt mit seinem Pigini-Akkordeon.

(reinhören: Chambres, Zimmer, Salons 7 - Jean Pacalet )

Le 10 mars 2020, Jean Pacalet aurait eu 69 ans. Il est décédé en 2011 à Berlin.

In memoriam – pour tous ceux qui ont aimé Jean Pacalet et sa musique, voici un morceau de son double CD „7×7“. Dans le cycle „7 chambres“ Pacalet rend hommage à Charlie Chaplin. Avec l’autorisation de Geraldine, la fille de Chaplin, Pacalet a extrait une chanson chantée par Chaplin du film „Les temps modernes“ ainsi que son célèbre discours du film „Le dictateur“. Sur les compositions de Jean Pacalat interprétées avec son accordéon Pigini on peut distinguer les voix de Chaplin et Pacalet lui-même.

(entendre: Chambres, Zimmer, Salons 7 - Jean Pacalet )

Usch, die Samtene

„Es gibt Schauspieler, die haben eine solche Bühnenpräsenz, dass dem Zuschauer zuweilen der Atem stockt. Ursula Karusseit, die herbschöne Frau mit der prägenden Stimme, war so eine Schauspielerin“, las ich am 2. Februar 2019 in der Zeitung. Einen Tag nach ihrem überraschenden Tod.

Plötzlich war klar, dass „Usch2, wie sie von Freunden genannt werden durfte, ihren letzten öffentlichen Bühnenauftritt mit dem Programm „Texte und Lieder über Liebe und Tod“ mit mir zusammen hatte.

Vor unserem Lieder-Literatur-Abend in einer Mecklenburger Kirche haben wir uns mehrmals getroffen und oft telefoniert. Ihre Nummer auf dem Display sagte mir: Die Frau mit der Stimme aus Samt und Seide ruft an. Als das Programm stand, hatte sie plötzlich Sorge, das Publikum könnte nach unserem Abend vielleicht ein wenig „beladen“ aus der Kirche treten. Sie bat mich um weitere, mehr heitere Textvorschläge.

Lies doch mal den hier, sagte ich: „Die Hundertjährige“ von dem Schweizer Schriftsteller und Kabarettisten Franz Hohler. Es war kurz vor Mitternacht, wir saßen in der Veranda ihres Hauses bei Königs Wusterhausen. Sie las, nicht ahnend, wohin sie die Geschichte führen würde.

„In einem Schweizer Altersheim bekommt eine Jubilarin Besuch von zwei Herren. Der Stadtpräsident und der Altenheimdirektor gratulieren der Hundertjährigen mit einem üppigen Blumenstrauß und einer (ob ihrer Größe) auf einem Servierwagen ins Zimmer gerollten Torte zum Geburtstag. Die beiden Männer fragen die alte Dame, welches denn ihre schönste Erinnerung wäre. Die Alte lässt sich nicht zweimal bitten und erzählt von einem flotten Dreier mit zwei jüngeren Männern, sehr detailreich von einem Sex-Abenteuer. Die Gratulanten schauen betreten zu Boden, sie wollen die Hundertjährige stoppen, versuchen das Thema zu wechseln. Es klappt nicht. So hilft nur noch Flucht aus dem Zimmer.“

Als Usch während der Lektüre begriff, worauf die Geschichte hinausläuft, schaltete sie im Leseduktus auf griechische Tragödie, konnte aber ihr Lachen irgendwann nicht mehr unterdrücken. Ihre Tränen spritzten über den Tisch. Plötzlich grölten wir beide los.

Was für ein Gaudi, dieser Frau zuzuhören; keinerlei Routine, dafür die Lust am Entdecken, die Fähigkeit zur Kopfreise. Denn das ist es ja vielleicht, was begnadete Schauspieler können können, wenn sie können: Situationen durchleben, auch wenn sie vielleicht bei der Lektüre auf einem wackeligen Schemel mit knurrende Magen in einer abgeranzten Theatergarderobe sitzen.

Und was hat es mich gewütet, wenn diese Frau nach ihrem Tod in der Presse als Serienstar gepriesen wurde, ihre herausragenden Bühnenfiguren an Theatern, im Film, ihre Synchronarbeiten und Hörspielaufnahmen keine Erwähnung fanden. Auch ihr Engagement im und für das private „Theater am Rand“ von Thomas Rühmann und Tobias Morgenstern nicht gewürdigt wurde.

Dazu schrieb der Journalist Frank Quilitzsch: „Dass die Karusseit zu den besten Darstellerinnen der letzten fünf Jahrzehnte gehörte, war nicht überall im deutschsprachigen Raum bekannt. Vielleicht weil sie um ihre Passion wenig Aufsehen machte.“

Die Ausnahmeschauspielerin mit der samtenen Stimme wäre am 2. August 80 Jahre alt geworden.

Ich werde mit einen samtenen Whisky besorgen, Usch, und für morgen bei mehreren Gläsern – eins für dich, eins für mich – an dich denken. 80 Gläser werde ich nicht ganz schaffen. Du fehlst eben. Und es werden dabei Tränen über den Tisch spritzen, Tränen der Freude, dich gekannt zu haben, Tränen der Trauer, dass du uns nicht noch mit einigen großen Frauenrollen bei der Schauspielkunst-Stange halten konntest.

Jean Pacalet 10.3.1951 – 7.7.2011

Jean Pacalet und der Mont Blanc

Heute ist der „Lautmaler unter den Tondichtern“ bereits acht Jahre tot.

Acht Jahre!  Du fehlst, Jean.

Vor kurzem hat dich der Maler Hans W. Scheibner aus Maßlow porträtiert. Dabei hat er nur ein einziges Konzert mit dir und deiner wuchtigen PIGINI-Geliebten gesehen. Und das ist 10 Jahre her. Ganz plötzlich, erzählt er, stieg die Erinnerung an dieses Konzert von 2009 in Ahrenshoop, anlässlich einer Ausstellungseröffnung des Bildhauers Jo Jastram in ihm hoch und es entstand – du würdest sagen –   „Jean Pacalet in Rost“…

Christoph Krumbholz hat es für eine kurze Sequenz zum Film gemacht. Natürlich mit deiner Musik, Jean.

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Nicht ahnend, welche Irritationen ein fehlendes Pronomen beim deutschen Publikum hervorrufen kann, hast du deine Komposition „Sieben Stücke für Kinder“ bei Konzerten in Deutschland oft mit „Sieben Stück(e) Kinder“ angekündigt. So wie du auch nicht damit einverstanden warst, dass das Restaurant Wieseneck in Kloster auf der Insel Hiddensee kein „e“ am Wortende vertrug. Es gibt heute noch Hiddenseeer die  – in memoriam an deine Konzerte und Inselsommer auf dem Eiland – bevorzugt in die „Wiesenecke“ gehen, wenn sie sich ein Feierabendbier gönnen.

Vor einigen Wochen rief mich ein französischer Theaterregisseur an. Er war auf der Suche nach den Noten deiner Bühnenmusik zu Goldinis „Das Café“, die du in den 90er Jahren für die comedie francaise in Paris geschrieben hattest. Ich fragte den Mann, warum er gerade nach dieser Partitur suchen würde? An die Inszenierung könne er sich kaum noch erinnern, dafür um so konkreter an deine  „Bühnen-Geräusch-Musik-Collage“.  Nur diese müsse es sein, wenn er das Stück im Herbst in der Bretagne zu inszenieren beginnt. 

Auf deiner Homepage www.jean-pacalet.de, sind nun viele deiner Stücke transkribiert. Erik Kross sei DANK! Und allen Akkordeonisten, die sich bis jetzt Noten heruntergeladen haben haben, auch.

So bleibt dein Oeuvre in der Welt.

Sollst nicht das Gefühl haben, Jean, dass wir hier unten faul wären. Kannst dich da oben gemütlich zurücklehnen und deinen Chablis trinken.

Wir vergessen dich nicht.

Wir, das sind doch ganz schön VIELE!

Jean Pacalet 10 mars 1951  –  07 juillet 2011

Il y a huit ans nous a quittés l‘accordéoniste et compositeur français Jean Pacalet, ce « poète qui peignait avec des sons ». Huit ans déjà !

Jean, tu nous manques.

Il n’y a pas longtemps, le peintre Hans W. Schreibner, de Maßlow, a fait un portrait de toi. Il ne t’a vu qu’une seule fois en concert, avec ton accordéon imposant de la marque PIGINI. C’était il y a dix ans. Il m‘a dit que le souvenir de ce concert de 2009 a surgi lors d’un vernissage du sculpteur Jo Jastram … et il a peint ton portrait. Tu l’aurais sans doute appelé „Jean Pacalet en rouille“.

Christoph Krumbholz l‘a fait vivre dans une brève vidéo. Bien sûr avec ta musique, Jean.                                                                     

>>> clic ici

Ignorant quelle perplexité pouvait provoquer l‘absence d’une préposition chez le public allemand, tu annonçais souvent ton œuvre „Sieben Stücke für Kinder“ (Sept morceaux pour enfants“) comme „Sieben Stücke Kinder“ (Sept morceaux d‘enfants).

Tu préférais aussi appeler „Wiesenecke“ le restaurant „Wieseneck“ à Kloster sur l’île de Hiddensee. Encore aujourd’hui les touristes – en mémoire de tes merveilleux concerts – préfèrent aller dîner au „Wiesenecke“.

Il y a quelques semaines, un metteur en scène français me contactait, à la recherche des partitions de la musique de scène de pour „Le café“ de Goldini que tu avais écrite dans les années 90 pour la Comédie-Française. En réponse à ma question de savoir pourquoi il recherchait précisément cette musique-là, il m’a répondu qu’il se souvenait à peine de la mise en scène, mais parfaitement de la musique: « Cc‚est génial, cette manière d’adapter la musique concrète à la scène. »

En automne, en Bretagne, pour sa propre mise en scène de la pièce, il n’envisageait pas d’autre musique que la tienne.                              

Sur ton site www.jean-pacalet.de, géré par le compositeur Erik Kross, on peut trouver un grand nombre de transcriptions de tes oeuvres. Un grand merci à Erik ! Merci aussi à tous les accordéonistes qui les ont téléchargées.

S’il te plaît, Jean, ne dis pas qu‘ici bas, nous restons sans rien faire. Ce n’est pas vrai.

Mets-toi à l’aise là-haut pour siroter ton petit verre de Chablis.

Nous ne t’oublierons jamais !

Das NEUE JA…

… musste ich mir dieses Mal „erarbeiten“, und zwar im „Silvestival“ von Arnulf Ratings Maulheldenvarieté im Kleistforum Frankfurt/Oder.

Hier einige Probenfotos vom 31.12. mit meinen Musikussen
Rüdiger Krause, Felix Otto Jacobi und Topo Gioia.

Als der Bus mit den Mitwirkenden am 1.1.2016 früh um 6 Uhr ins rauchverpestete Berlin einfuhr, waren die Trottoirs bedeckt mit Feuerwerksresten; einige Totalabgefüllte torkelten bekotzt, bepisst über Straßen und Plätze, Feuerwehren kreuzten sich. Die Luft war Amoniak und Schwefel geschwängert. Ein Hund saß winselnd und zitternd hinter einem überbordenden Mülllcontainer, aus dem Ratten sprangen.

Wenn man mich (als NEUES JAHR) so begrüßen würde – ich würde gar nicht erst erscheinen.

Ich hab mir zwischen meinen Auftritten im Silvestival von Rating auch Kollegen ansehen können und möchte hier ein Loblied auf die Herren Niels und Tschirpke singen.

Und falls mir jemand einen Ort in Deutschland mit hundertprozentiger Stillegarantie am 31.12. nennen könnte,wäre ich…….

mehr als dankbar.

B. Thalheim

Atmosphäre 2 – K(r)ampf der Generationen

Hier gibt es noch einige Impressionen vom „K(r)ampf der Generationen“ in der Kulturgießerei Schöneiche (November 2015). Die Fotos stammen von Matthias Rauhut – herzlichen Dank dafür!

K(r)ampf der Generationen

29.8.2015 aufgezeichnet im Kulturstall Userin durch Sabine Pankratz.
Die Sommerkonzerte „K(r)ampf der Generationen“ mit Christian Haase waren ein einziges Vergnügen. Wer hat mir eigentlich diesen Jungbrunnen in mein Leben geschickt? Volle Häuser, beseelte Menschen, hoher Tempotaschentuchverbrauch. Das nächste Mal gibt es dieses Programm am 3. Oktober in der Baderscheune Eilenburg – wir freuen uns auf Euch!